ChatSim ist ein italienisches Start-Up, das seine Kunden weltweit unlimitiert Chat-Nachrichten versenden lässt – und das für nur 25 Euro pro Jahr. Ich habe den Anbieter getestet.
Das Konzept hinter ChatSim…
… ist so einfach wie genial: Für einen jährlichen Betrag kann man in über 165 unterstützten Ländern beliebig viele Nachrichten über unterstützte Messenger schreiben. Zum Versenden von Fotos und Videos sowie zum Surfen kann man sich “Multimedia-Credits” kaufen, in der Basis-Variante funktioniert das nämlich nicht. Im Standardtarif wird nämlich kurz die Internetverbindung gekappt, wenn es zu größeren Datentransfers kommt. Außerdem sind nur die unterstützten Dienste erreichbar, alles andere wird blockiert.
Unterstützt werden dabei WhatsApp, Telegramm, der Facebook-Messenger, Blackberrys BBM, WeChat, QQI, Line, Hike, Kakao und BiP.
ChatSim – meine Erfahrungen
Positiv fällt gleich zu Beginn die schnelle und gut dokumentierte Einrichtung auf. SIM-Karte einlegen, Hintergrunddaten abschalten (wobei das kein absolutes Muss ist) und eventuell APN-Daten anpassen – das war es auch schon. Die Anleitungen sind verständlich verfasst und sollten auch für Laien geeignet sein.
Nun kann der Spaß beginnen – ich habe gleich einmal WhatsApp gecheckt. Tatsächlich: Nachrichten gehen rein und auch raus. Gehen Bilder auch? Nein, in der Basis-Version greift ChatSim hart durch und kappt die Verbindung. Also am besten den automatischen Download von Medien in WhatsApp unterbinden. Wer das nicht tut, steht nach dem ersten empfangenen Bild für kurze Zeit ohne Datenverbindung da.
Für gelegentliche WhatsApp-Nachrichten funktioniert ChatSim schon einmal gut. Blöderweise bin ich aber etwas, das sich Poweruser nennt. Als Mitglied in einigen (mehr oder weniger sinnvollen) WhatsApp-Gruppen empfange ich an manchen Tagen mehrere Tausend Nachrichten. Das findet ChatSim aber nicht so toll und trennt regelmäßig die Verbindung – speziell dann, wenn mein Handy vorher ausgeschaltet war und einige Nachrichten empfangen muss.
Mit dem Facebook Messenger war ChatSim heillos überfordert. Beim Start der App wurde in einigen Fällen gleich wieder die Datenverbindung getrennt. Maßnahmen gegen Missbrauch greifen hier also etwas zu früh. Nachrichten wurden aber trotzdem relativ zuverlässig versendet, sobald die Datenverbindung wieder aktiviert war.
Mit diesen Anwendungen schaffte ich es beispielsweise in Russland, innerhalb von etwa 10 Tagen 60 MB an Daten zu verbrauchen. Das war für ChatSim offenbar etwas zu viel – promt bekam ich ein SMS. Der Inhalt sinngemäß: Ich verbrauche zu viel an Daten. Wenn das so weitergeht, könnte ich gesperrt werden.
Unlimitiert viele Textnachrichten wurden versprochen – dafür sind solche Benachrichtigungen eigentlich ziemlich dreist. Ich ließ mich trotzdem nicht beirren und nutzte ChatSim auch in Österreich in einem Ersatzhandy. Nach 100 MB kam wieder die selbe Nachricht mit der Aufforderung, den Datenverbrauch einzuschränken.
An diesem Punkt habe ich die ChatSim einfach entsorgt. Die Laufzeit von einem Jahr war fast erreicht und nach der EU-Roaming-Verordnung ist der Dienst zumindest teilweise obsolet.
Für wen eignet sich ChatSim?
Ehrlicherweise bin ich mir hier nicht so sicher. Denn wer viel unterwegs ist, wird vermutlich auch andere Anwendungen nutzen, nicht nur Messenger-Dienste. Für die normale Nutzung sind die Multimedia-Credits aber definitiv zu teuer.
Dann gibt es noch Leute, die einmal im Jahr auf Urlaub fahren und dort auf WhatsApp und Co. nicht verzichten wollen. Das ist zwar absolut verständlich, doch für 25 € bekommt man in fast allen Ländern eine Prepaid-SIM mit einigen Gigabyte an inkludiertem Datenvolumen. Reisende, die außerhalb der EU mehrere Länder durchqueren, werden ChatSim sicherlich nützlich finden.
Der Dienst hat sicherlich seine Existenzberechtigung, ist aber in seiner jetzigen Form zu einem Dasein als Nischenprodukt verdammt. In nur wenigen Fällen macht es wirklich Sinn, in solche Angebote zu investieren, dafür sind die Nutzungsbereiche zu speziell.